Heilbronner Stimme: Förderprogramm Singen-Bewegen-Sprechen in Brackenheim

Musik fördert die Persönlichkeit

Von Elke Khattab

Lauffen – Auf dem Flachdach sitzt Herr Krachmach, trommelt mit acht Stecken, dass die Leut” erschrecken.” Eifrig sprechen die Vier- und Fünfjährigen im Sitzkreis den Reim nach und begleiten ihn rhythmisch mit ihren Klanghölzern. Das macht so großen Spaß, dass sich Emily und Niklas sogar trauen, den Spruch ganz alleine aufzusagen. Dann ist wieder Bewegung angesagt: Mit den Klanghölzern tanzen die zehn Kinder im Takt zu einer irischen Volksmusik durch den Turnraum: Als einer von inzwischen zehn Kindergärten nimmt der Kindergarten Botenheim in Kooperation mit der Musikschule Lauffen und Umgebung am Landesförderprogramm “Singen − Bewegen − Sprechen” teil.

Impulse “Im Vordergrund steht die bessere Schulfähigkeit. Wir greifen die elementare Freude der Kinder an der Musik und der Bewegung auf und fördern so die Persönlichkeitsentwicklung”, erklärt Birgit Mohr. Seit Oktober 2010 kommt die Musikpädagogin der Musikschule Lauffen einmal wöchentlich für 45 Minuten nach Botenheim und setzt gemeinsam mit Kindergartenleiterin Mirjam Scherb für die Vier- und Fünfjährigen Impulse in den Bereichen Singen, Bewegen und Sprechen. “Durch den Sprachrhythmus und die Bewegung fördern wir entsprechend dem Orientierungsplan auf spielerische Weise die Merkfähigkeit und Konzentration der Kinder. Kognitive Phasen, in denen etwa gemeinsame Reime gesprochen werden, wechseln mit Bewegungsphasen ab”, berichtet Mohr.

Die Entwicklung der Fähigkeiten, sich körperlich, musikalisch und sprachlich auszudrücken, steigere das Selbstwertgefühl der Kinder, so Mohr. Das habe wiederum Auswirkungen auf das Sozialverhalten. Ein Beispiel sei die Konfliktlösung: “In diesem Alter werden Konflikte oft mit aggressivem, gewalttätigen Verhalten gelöst”, erklärt Mirjam Scherb. “Mit Musik kann man gut dagegen halten.”

In der Gruppe hat die Kindergartenleiterin diesbezüglich schon positive Erfahrungen machen können: “Ein Mädchen war schnell trotzig, wenn andere zuerst drankamen und hat blockiert. Jetzt hat sie viel mehr Ausdauer und macht alles mit.” Mirjam Scherb sieht einen Vorteil aber nicht allein für die jungen Teilnehmer selbst: Die Übungen samt Liedern, Instrumenten und Zubehör wie Farben und Tüchern werden zur Vertiefung mit der gesamten Gruppe auch außerhalb der Programm-Stunden wiederholt. “Das”, so Scherb, “bereichert alle Kinder.”

Angelegt ist das Förderprogramm auf insgesamt sechs Jahre: Es beginnt in den kooperierenden Kindergärten jeweils zwei Jahre vor der Einschulung und dauert bis zum Ende der vierten Grundschulklasse. “Die Förderung setzt relativ weit unten an, um die musikpädagogischen Elemente möglichst früh zu vermitteln. Zudem wird so die Langzeitwirkung gewährleistet”, erläutert Thomas Conrad, Leiter der Musikschule Lauffen.

Ausdruck Stimme und Bewegung seien grundlegende Ausdrucksmittel des Menschen. Durch die Musik könnten die Kinder lernen, sich altersgerecht auf unterschiedliche Weise auszudrücken. So sei in der Grundschule unter anderem auch das Erlernen eines Instrumentes Teil des musikalischen Bildungsprogramms.

Conrad unterstreicht: “Da es sich um ein Landesförderprogramm handelt, ist die Teilnahme daran für die Familien kostenlos. Dadurch kommen auch Kinder aus finanziell schwächeren Familien oder aus Migrationsfamilien in den Genuss der Förderung.”

Heilbronner Stimme 16.03.2011

Musik fördert die Persönlichkeit

Den Vier- und Fünfjährigen im Kindergarten Botenheim macht das rhythmische Sprechen unter Leitung von Birgit Mohr (links) und Mirjam Scherb Spaß.Foto: Khattab

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